Ein allergisch romantisches Wochenende!
Judit und ich gehen zur Zeit zur Universität. Umso mehr freuten wir uns auf die Sommerferien.
Wir hatten einen fast zweimonatigen Studentenjob mit dem wir ein Teil der kommenden Jahresgebühr und unser Sommerurlaub finanzierten.
Wir vereinbarten, unser 5-jähriges Zusammensein mit einem romantischen Wellness-Wochenende zu feiern. Nach langer Suche gelang es uns, ein gutes Last-Minute-Angebot in einem sehr coolen Hotel zu bekommen. Wir bekamen starke Herzklopfen, einen so wunderbaren Hotel zu finden. Wir hielten dies für die würdigste Feier unseres Jubiläums. Wir hatten das Gefühl, dass dies wie eine Hochzeitsreise seien würde und warteten ungeduldig auf die Abreise Ende August.
Endlich kam der Zeitpunkt wo wir glücklich uns vorbereiteten, einpackten und träumten.
Wir planten das ganze Wochenende nicht aus unserem Zimmer und unser Bett raus zu gehen. Ich bat meinem Vater um sein Auto, um nicht mit meiner alten Karre die lange Reise durchzuführen.
Wir sind am Abreisetag etwas spät aufgewacht, sodass wir leider die 4-stündige Fahrt in der Wärme fahren mussten, dies bereitete aber kein Umstand, da das Auto klimatisiert war und der Motor ordentlich durchzog.
Nur wir hielten nicht so sehr aus.
Wir sind beide allergisch gegen Pollen und nehmen in dieser Zeit Medikamente ein, so sind zumindest die Symptome eingedämmt. Die kalte Luft der Klimaanlage entzündete unsere Nasennebenhöhlen und verstopfte unsere Nase.
Als ich meinem Vater erzählte, was passiert war, lachte er zuerst, fasste sich dann am Kopf und bedauerte: „Verdammt, der Pollenfilter der Klimaanlage wurde letztes Jahr oder sogar vorletztes Jahr ausgewechselt”. Es überraschte mich nicht, dass wir litten. Als Nicht-Allergiker haben sie nichts gespürt.
Was auch immer, wir hatten das Glück in unserem Traumhotel anzukommen.
Fabelhafter Ort, luxuriöse Umgebung, all-inclusive, braucht man mehr?
Wir brachten schnell die Koffer auf unserem Zimmer und eilten zum Abendbuffet, wo wir nicht wussten was auswählen. Wahrhafte Delikatessen warteten auf uns, von hier ein bisschen, von dort ein bisschen. Dann gingen wir anschließend in die Wellnessabteilung, uns den Staub runter zu waschen und uns zu entspannen.
Hier kam der zweite Blitzschlag!
Das romantische Zwei-Personnen-Wellness-Spa mit Rosenblättern und Champagner, harmonischen, geheimnisvollen Lichtern, wunderbar duftende Kerzen und verwöhnenden ätherischen Ölen führte uns ins Paradis.
Bis zu den ersten 3 Minuten, solange konnten wir noch durch die Nase atmen, irritierten die starken und künstlichen Düfte die bereits schon entzündete Nasenschleimhaut und verstopften schließlich unsere Nasen. Da wir aber schon für alles bezahlt hatten und ein wenig anspruchsvoll waren, haben den Champagner getrunken, um somit wenigstens die starken Gerüche nicht so sehr zu spüren.
So viel über das romantische Wellness-Wochenende
Wir gingen für eine Weile zum Abendessen zurück und beschlossen, den Rest des Abends ohne starken Gerüche im Zimmer zu bleiben. Dies war jedoch nicht einfach. Erst jetzt sahen wir uns das Zimmer für romantische Paare an. Es war leider für Allergiker nicht geeignet.
Das Hotel hatte zur Begrüßung ein Lavendelstrauß auf unser Bett gelegt, mehrere Blumensträuße standen auf den Tischen, es brannten ein paar Duftkerzen und die meisten angewendeten Reinigungsmitteln enthielten intensive Duftstoffe.
Diese wurden sehr schnell mithilfe des Zimmermädchens eingesammelt und rausgetragen.
Unsere Nasen fühlten sich wie eine riesige Kartoffel. Nein, es drang keine Luft raus oder rein. Aber wir verzweifelten nicht, denn wir hatten noch das ganze schöne Wochenende vor uns und wir waren ja zusammen.
Endlich kam die entspannende Ruhe. Wir öffneten die uns gewidmete Sektflasche und liebkosten die Fruchtschale die aus frischen Erdbeeren, Wassermelonen, Honigmelonen, Bananen, Kiwis und Trauben bestand.
Hätten wir es bloß nicht getan. Nach wenigen Augenblicken bekamen wir starken Mund- und Halskratzen, Augenjucken und Niesanfälle. Wir nahmen sofort unsere Medikamente und Augentropfen, um die Symptome so schnell wie möglich zu lindern. Wir dachten zuerst an Insektizidrückstände und forschten dann ins Internet.
Darin stellten wir schockiert fest, dass es Kreuzallergien gibt, die durch bestimmte Obst- und Gemüsesorten verursacht werden und die schon ohnehin qualvollen Symptome einer Allergie verstärken.
Dann begannen wir ironisch darüber zu lachen, wie wir durch unseren romantischen Tag mit Nasenverstopfung gingen.
Anstelle der lang erwarteten romantischen Nacht wollten wir nur richtig entspannt schlafen, um am nächsten Morgen glücklich aufzuwachen und die ganze Angelegenheit vergessen zu können.
Unser Zimmer ähnelte durch das Nasenverstopfung bedingte laute Schnarchen einer Bärenhöhle. Sogar unser Zimmernachbar klopfte nachts gegen die Wand um uns auf das Schnarchen aufmerksam zu machen. Einfach für ihn.
Die ganze Nacht schliefen wir kaum wegen der qualvollen Nasenverstopfung und am Morgen war unser Hals vollkommen ausgetrocknet.
Wir haben versucht die nächsten zwei Tage frei von Duftstoffen zu verbringen, das heißt, wir waren an das Zimmer gebunden. Keine Wellness, kein Verwöhnbad, keine ätherische Ölmassage, nichts. Nur eine gute Zimmerdusche mit einem von zuhause mitgebrachten Duschgel ohne Duftstoffe.
Auf dem Heimweg haben wir die Klimaanlage nicht mehr eingeschaltet, wir fuhren lieber in einem überhitzten Auto.
Alle zuhause waren voller Erwartungen, wie wir dieses luxuriöse romantische Wochenende verbracht hatten.
Sie waren überrascht von unseren kleinen Geschichten über allergische Nasenverstopfungen.
Ich meinerseits, Judit ihrerseits chatteten unseren Freunden unseren Leidensweg.
Alle bedauerten sehr, was mit uns passiert war und wir waren erstaunt, dass viele uns fragten, da wir Allergiker sind und an einem solchen besonderen Ort gingen, warum wir kein Anti-Allergie-Kissen mit uns genommen hatten. Dies hätte unsere nächtlichen Nasenverstopfung erheblich gelindert.
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